Am 14. und 15.2.2001 nahm sich Tobias
Krause, der gerade seine Diplomarbeit über Halsbandsittiche in
NRW mit Schwerpunkt Düsseldorf (und Köln) schreibt, die Zeit,
mit mir einige Brutplätze von Papageien zu besuchen. Für mich
war neben einem Erfahrungsaustausch vor allem von Interesse,
einen Blick auf die Vögel zu werfen, um eventuelle Unterschiede
in Färbung und Verhalten zu beobachten. Daneben war ich besonders
an Vögeln interessiert, die ich hier noch nicht gesehen habe.
Wir haben 5 bzw. 6 Stationen angefahren, bei denen wir z.T. von
lokalen Beobachtern geführt/begleitet wurden.
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Die erste Station
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Die erste Station war der Volkspark
und das angrenzende Gebiet der ehemaligen Landesgartenschau in
Düsseldorf. Schon beim Aussteigen aus dem Auto waren die ersten
vertrauten Rufe von Halsbandsittiche zu hören. Hauptattraktion
dieses Parks sind aber Hybriden von Psittacula krameri und Psittacula
eupatria, die einer Freilandbrut entstammen. Da diese Papageien
auch an andern Orten (Köln, Bonn, Biebrich) gemeinsam vorkommen,
ist dieses von besonderem Interesse und eröffnet die Fragen,
worin die Schranken zwischen beiden Arten bestehen, deren Verbreitungsgebiet
sich in Indien ebenfalls überschneidet. Die Eltern sind ein männlicher
Halsbandsittich und ein weiblicher Großer Alexandersittich.
Gesehen haben wir zwei Hybriden:
ein geschlechtsreifes Männchen und seine Schwester. Das Männchen
ist mit einem Weibchen (Psittacula eupatria) verpaart. Der Krummschnabel
schreit wie sein Vater.
An zwei Tagen konnten wir das
Männchen beim Füttern seines Weibchens an der Bruthöhle in einer
Hybridpappel (Papageien sollen nach tierärztlicher Meinung nicht
auf Pappelästen sitzen:-) beobachten. Am zweiten Tag gelang auch
eine Beobachtung der Paarung beider Tiere. Färbung wie auch Verhalten
des Hybriden zeigen Merkmale beider Arten. Das Paarungsverhalten
ist ebenfalls eine Mischung: das Tempo stammt eindeutig vom Großen
Alexandersittich, die rhythmischen Kopfbewegungen und das hochaufgerichtete
Männchen sind ein Merkmal des Halsbandsittich. Das bei Halsbandsittichen
typische Abwehrverhalten des Weibchens, das erst mit langem Kraulen
und Füttern beschwichtigt werden muss fehlte, so dass das Männchen
einfach auf das Weibchen klettern konnte. Sie war auch - extra
zu diesem Zweck? - aus der Bruthöhle gekommen. Beide Tiere putzten
sich nach der Paarung.
Die Unterschiede in der Färbung
entnehme man am besten den drei beigefügten Abbildungen. Auf
den Bildern ist die Größe der Tiere nicht zu beurteilen. Der
Hybride liegt genau in der Mitte der beiden Stammarten.
Die Färbung des weiblichen Großen
Alexandersittichs zeigt ebenfalls eine Abweichung, die ich in
dieser Form eine Woche zuvor bei einem Biebricher Weibchen (das
mit einem Männchen der eigenen Art verpaart ist) beobachtet habe.
Die Federn der Flügeldecke sind hell gesäumt. Wir vermuten, dass
es sich um eine Alterserscheinung handelt.
Aber auch die Halsbandsittiche
zeigten mir neues. Sie fraßen Kaukasische Flügelnuss (Pterocarya
fraxinifolia), eine Baumart, die ich bisher nicht auf meiner
Nahrungspflanzenliste hatte. Kaukasische Flügelnuss ist sogar
ein wichtiger Teil der Winternahrung in Düsseldorf. Alle Bäume
waren schon fast abgeerntet. Ein junges Pärchen, das an seinem
unausgefärbten Männchen zu erkennen war, zeigte wunderbar Paarverhalten
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Halsbandsittich (Biebrich)

Hybride (Düsseldorf)

Gr. Alexandersittich (Biebrich)
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Die zweite Station
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Besucht wurde ein Brutplatz von
3 Paaren Halsbandsittiche in Leverkusen Rheindorf. Besonderheit
dieses Brutplatzes ist seine isolierte Lage. Er liegt nicht in
einem Stadt- oder Schlosspark, sondern ist der bisher einzige
bekannte Brutplatz in der freien Landschaft. Auf 2 Platanen,
die wohl zu einem nicht mehr existenten Gehöft gehören, brüten
drei Paare. Selbstverständlich fliegen auch diese Vögel zum gemeinsamen
Schlafbaum. Auf den Dias zeigte das Weibchen eines Paares, dass
einen verkrüppelten linken Fuß besitzt, deutlich gelbe Federn
an der Flügeldecke, die auf die Einkreuzung eines gelben Farbschlages
des Halsbandsittichs hindeuten. Das Weibchen hatte erhebliche
Probleme, sich an der Nisthöhle festzuhalten. Ernst berichtet
von einem Weibchen mit deformiertem Fuß, bei dem es bei Paarungsversuchen
zu Abstürzen kam.
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Halsbandsittich mit gelben Federn
(Leverkusen
Rheindorf)
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Die dritte Station
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Quasi geweihten Boden betraten
wir auf der dritten Station. Wir suchten den Park in Köln Stammheim
auf, in dem Ulrike Ernst für ihre Diplomarbeit "Afro-asiatische Sittiche in
einer mitteleuropäischen Großstadt: Einnieschung und Auswirkungen
auf die Vogelfauna" die Großen Alexandersittiche beobachtet
hat. Die von ihr 1995 als "Rondell" bezeichneten
Baumgruppe existiert noch und ist noch von 10-12 Großen Alexandersittichen
bewohnt. Hier stagniert die Population vermutlich aus Mangel
an geeigneten Bruthöhlen, die Jungtiere wandern ab. Was mich
zu Beginn irritierte, war der Ruf dieser Vögel. Der Ruf ist eindeutig
Großer Alexandersittiche, die Tonlage war für mein subjektives
Empfinden aber höher als in Biebrich. Ich hatte auch den Eindruck,
dass sie auch in der Schnabelfärbung (dunkle Oberschnabelspitze)
leichte Unterschiede zu meinen' Biebrichern zeigt. Eigentlich
war nach dem Schießen einiger Belegfotos dieser Park abgehakt,
zumal die Papageien sich in eine Eiche verlagerten, die jetzt
noch welkes Laub trug und somit praktisch nicht mehr zu sehen
waren. Tobias entdeckte dann aber noch einen Papagei im Laub,
den wir vorerst als Aratinga notierten, und nach einem abendlichen
Literaturwälzen auf Aratinga holochlora tippten. Meine Belegfotos
zeigen, dass wir damit nicht falsch lagen. Nach einer Mail aus
dem German Bird Net wurde der Vogel bereits im April 1999 in
dem Park beobachtet. Er hätte damit also seinen ersten Winter
im Freiland überlebt. Aratinga holochlora wird in den USA so
häufig beobachtet, dass er in der "Field Guide to the Birds of
North America" abgebildet ist, obwohl er dort nicht regulär vorkommt
und wäre damit auch eine potentielle Neozoe in der Bundesrepublik.
Halsbandsittiche haben wir gehört, aber nicht weiter beachtet.
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Grünsittich (Köln Stammheim)
Grünsittich (Verbreitungskarte)
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Die vierte Station
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Station Nummer 4 war ein Park in Hürth.
Hier halten sich seit 1992 mehrere Blaustirnamazonen auf, die
mehrfach erfolgreich gebrütet haben. Die Gruppe ist jetzt 7 Tiere
groß. Leider ließen sich die Damen und Herren nicht blicken.
Amazonen sind ungleich schwerer zu beobachten als Alexandersittiche.
Sie sind viel wechselhafter in ihren Aufenthaltsorten und tauchen
manchmal tagsüber einfach ab. Wir konnten allerdings vom Boden
aus einen Blick auf ihren Brutplatz: einen Eulenkasten im Kirchturm,
werfen. Die so nebenbei beobachteten Halsbandsittiche zeigten
nichts besonderes. Viele im Park hängende Fledermauskästen waren
zerstört. Spechte hatten sie offensichtlich als Klangkörper genutzt.
Eine solche Beobachtung bei Halsbandsittichen ließe wohl den
Ruf nach deren Abschuss laut werden.
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Die fünfte Station
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Geführt von Frau Kahl-Dunkel von
der OAG-Köln besuchten wir den Schlafbaum aller (!) Kölner Halsbandsittiche.
Tobias und Frau Kahl-Dunkel zählten die Tiere nach der Landung:
820 Krummschnäbel. Im Herbst waren es noch 950 Vögel - es müssen
also schon einige Weibchen in den Bruthöhlen übernachten. Die
Tier treffen wesentlich gestreuter ein als in Wiesbaden. Noch
nach einer Stunde flogen kleine Gruppen Halsbandsittiche ein.
Der Beginn des Einfluges lag wie zu erwarten ca. 20 Minuten nach
Sonnenuntergang und erfolgte aus drei Hauptrichtungen. Deutlich
waren die Unterschiede zwischen einfliegenden Einzeltieren: große
Flughöhe, Zick-Zack Flug und Gruppen: niedrige Flughöhe, direkter
Anflug. Vermutlich können Greifvögel wie z.B. Wanderfalken so
die Tiere schwieriger erbeuten. Energetisch ist für Papageien
der gemeinsame, geradlinige Flug zum Schlafbaum günstiger, aber
dann muss der erhöhte Konkurrenzdruck bei der Bruthöhlensuche
in Kauf genommen werden. Ein Kompromiss bilden Sammelpunkte,
von denen aus gemeinsam zum Schlafbaum geflogen wird. Die Papageien
fliegen auf festen Routen, die sich an Parks, Alleen oder Eisenbahnlinien
orientieren. Der Rhein wird auf einer dieser Routen gleich zweimal
gekreuzt. Einzugsgebiet sind 30 km Umkreis. Dies bedingt sehr
lange und auch unterschiedliche Flugzeiten. Die Papageien nahmen
nicht den direkten Weg zum Schlafbaum, sondern machten in einer
großen Gruppe auf einigen Bäumen Zuckerahorn (Acer saccharum)
Station, um hier Knospen zu fressen. Die Schlafbäume selbst liegen
auf einem Grünstreifen vor dem Altersheim, mit einem sehr gut
gedüngten Rasen. Die ankommenden Vögel waren sehr leise. Beim
Eindösen ließen sie ein leises Schnabelknacken vernehmen. Aus
820 Schnäbeln klingt das wie sanfter Regen. Offensichtlich störte
sie das Licht aus den Fenstern nicht, dieses erleuchtete die
Szene aber soweit, dass man sehen konnte, dass die Papageienpärchen
fast mit Körperkontakt übernachteten. Die Übernachtung anderer
Papageienarten am Schlafplatz kann ausgeschlossen werden.
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Einflug (Köln)
Gruppe auf Zuckerahorn (Köln)
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Vor dem Fenster (Köln)
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Plantaria Park
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Außer Konkurrenz besuchten wir
am 15.2. noch den Plantaria Park bei Kevelaer, der eine sehr
schöne Papageiensammlung hat. Für mich war die Gruppe Psittacula
krameri krameri am interessantesten. Endlich habe ich gescheite
Bilder der Nominatform des Halsbandsittich.
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Zur Homepage: |
Fotos u. Text: © Detlev Franz
Arbeitsgemeinschaft
Papageien-Netzwerk
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© 03/2001
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